Österreich - Der Gescheiterte Weg zur Muttekopfhütte

Die Story

Auch, wenn ich eigentlich schon damit gerechnet hatte, kommen Theo und Lukas viel zu spät. Simon und ich chillen so lange und hören Musik. Endlich sind sie da und unsere endlose Reise beginnt. Unser Ziel: Imst in Österreich. Wir wollen in einer 2-Tages-Tour auf den Muttekopf mit 2774m und wieder zurück ins Tal. Die Nacht würden wir in der Muttekopf-Hütte auf etwa 2000m verbringen. Lukas ist gesundheitlich ziemlich angeschlagen, aber wir 4 sind eine Traum-Combo, wie sich schnell herausstellt. Die Hinfahrt fühlt sich an, als würden wir auf ein Festival und nicht auf eine Wanderung fahren. Nachdem Simon für 4€ fast eine ganze Flasche Curry-Sauce von McDonalds trinkt sind alle motiviert. Aber wir kommen wegen Staus und Umleitungen erst Abends in Ober-Imst an. Und wir finden direkt einen Zeckenbiss an meiner Hand.
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Die Bois sind bereit
Aber jetzt müssen wir los, es geht nur noch bergauf. Ein paar Serpentinen durch ein Waldstück und wir erreichen die U-Alm.Dort fragen wir, ob die Muttekopf-Hütte überhaupt offen hat, holen uns eine Brezel und Motivation, um Heute noch die Hütte zu erreichen. Es dämmert langsam. Ab jetzt geht es eine Skipiste direkt nach oben. Steil. Aber direkt. Theo besteigt den Berg wie eine einsame Bergziege, aber unsere Truppe braucht immer wieder Pausen, bei denen uns die tatsächlichen Bergziegen zur Unterhaltung dienen:

Wir erreichen den Einstieg des Klettersteigs nur mit Stirnlampen, sehen allerdings schon die Muttekopfhütte. Ein kleines Licht in der Dunkelheit der Berge. Obwohl es weit in der Ferne liegt, wollen wir uns direkt auf den Weg machen. Aber da sehen wir, dass der Weg dorthin zugeschneit ist und der eigentliche Klettersteig dorthin noch gar nicht aufgebaut ist. Die Metallseile liegen am Boden. Wir entscheiden uns also nach ein bisschen Diskussion, dass es ziemlich dumm sei, mit 10m Sichtweite und ohne richtige Ausrüstung für den Schnee einen ungesicherten Klettersteig zu gehen. Also müssen wir einen geeigneten Schlafplatz finden. Wenige Meter von uns entfernt steht die Bergstation eines Skilifts und direkt nebenan eine Aussichtsplattform aus Holz, auf der es wir uns bequem machen. Wir bauen unser Zelt auf und kochen: Königsberger-Rotze taufen wir das Essen. Dermaßen unästhetisch sieht es aus. Und genauso schmeckt es auch.
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Königsberger Rotze aus der Dose. Purer Luxus
 Wir liegen auf der Aussichtsplattform und entgegen der eigentlichen Intention der Plattform genießen wir nicht den Ausblick nach unten, sondern den nach oben. Ein wunderbar klarer Sternenhimmel wartet auf uns. Jeder liegt in seinem Schlafsack auf dem Holzboden und starrt ins Nichts. Alle paar Minuten beobachtet einer von uns eine Sternenschnuppe.
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Wer kann schon behaupten, Space-Spermien beobachtet zu haben?
 Danach quetschen wir uns weniger romantisch mit 4 Jungs in ein 3-Mann-Zelt. Kein Duft, den man nach dem Aufstehen riechen will.
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Nebeliges Erwachen am Drischlhaus

Am Morgen wird uns klar, dass der Plan Muttekopf jetzt Geschichte ist. Lukas geht es immer noch beschissen. Aber wir wollen wenigstens auf ein Gipfelkreuz. Also packen wir das Zelt zusammen. Knapp über uns liegen das Vordere und Hintere Alpjoch. Wir verfehlen natürlich den richtigen Weg, der eigentlich kaum zu verfehlen ist und machen uns Bergziegen-Style auf der Wiese nach oben zum Gipfelkreuz und genießen den Ausblick über die Lechtaler Alpen.
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Bergziegen-Crew am Start

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Ziel verfehlt und trotzdem erreicht - Das vordere Alpjoch
 Hier lassen wir unsere Rucksäcke zurück und gehen weiter Richtung hinteres Alpjoch. Hier warten winzige Wege, teils vollständig mit Schnee bedeckt auf uns. Und weitere 300 Höhenmeter, die sich aber ohne die Rucksäcke sehr leicht zurücklegen lassen. Dabei laufen die Dropkick Murphys in der Endlosschleife. Aber irgendwann verläuft sich der Weg und auf die nächste Anhöhe geht es wieder im Bergziegen-Style direkt nach oben, ohne richtigen halt. Lukas hört etwa 15min vorm Gipfel auf, weil er zu fertig ist. Der Rest von uns besteigt Siggi Safe das hintere Alpjoch. Die Schafe leisten uns auf dem 2425m hohen Gipfel Gesellschaft, bevor es bald wieder schweren Herzens nach unten geht.
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Eine Gruppe Fluffi-Bois leistet uns auf fast 2500m Gesellschaft

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Heißer Schnee

Der Schnee erschwert den Abstieg, da keiner von uns den Schnee beim Wandern gewohnt ist. Deswegen unterschätzen wir wohl auch die Sonne und sehen aus Krabben. Ein Sonnenbrand deftiger als der des Anderen. Aber ich will den Schnee nicht zu sehr haten: Da wir nach der U-Alm keine Wasserquelle mehr finden, stopfen wir den Schnee in die Wasserflasche und versuchen so, der knallenden Sonne entgegen zu wirken.Wir kommen aber wieder heil beim Drischlhaus an und haben den besten Abstieg aller Zeiten. Nach der sehr anstrengenden Ski-Piste, die wir zu Fuß auch wieder herunter müssen ohne uns auf die Fresse zu legen, fahren wir von der U-Alm mit dem Alpine Coaster, der längsten "Alpen-Achterbahn" der Welt. Wir wussten bis gestern nicht mal, dass es die gibt. Mit ihr fahren wir mit Vollgas nach Ober-Imst und belohnen uns mit dem wohlverdienten Schnitzel, was -Gott sei Dank - nicht aus Königsberger Klopsen besteht.

Die Tour

Mit dem richtigen Zeitmanagement kann man von Ober-Imst aus eine schöne 2-Tages-Tour machen. Vom Hinteren Alpjoch erreicht ihr ziemlich einfach weitere, höhere Gipfel der Lechtaler Alpen. In der U-Alm kann man ab 23€/Nacht nächtigen und hat dort direkten Zugang zum Alpine Coaster. Wenn man zur Muttekopfhütte will, sollte man Klettersteigausrüstung dabei haben, oder erst im Hochsommer dort wandern. Wir waren dort ende Juni unterwegs und es lag trotzdem noch sehr viel Schnee. Der direkte Weg über die Skipiste zum Drischlhaus ist eine relativ steile Wiese, für den Abstieg kann ich nur den alternativen Abstieg empfehlen, der zwar länger dauert, aber die Gelenke nicht zu sehr belastet.

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