Westliche Tatra Teil 3 - Vom Bergsee nach Polen

Tatra Osteuropa Ostry Rohac Slowakei

Die Story

Der Wecker klingelt früh. Auch in der Slowakei ist Wildcampen nicht erlaubt, deswegen sehen wir, dass wir uns so schnell wie möglich am Morgen verpissen, oder zumindest unser Zelt abgebaut haben. Mit entspannter Musik verbringen wir noch ein bisschen Zeit an dem Bergsee, ehe wir uns auf die dritte Tour begeben. Zu Beginn wissen wir noch nicht, dass das die härteste Tour werden sollte. Mit Rammstein motivieren wir uns. Das haben wir auch nötig, da das Frühstück sehr dürftig ausfällt ist und es direkt wieder auf einen Berg hochgeht. Die Wasserflaschen werden mit Bergsee-Wasser gefüllt in der Hoffnung, dass keiner von uns darunter leidet.
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Aufstieg am Morgen mit Rammstein
Die 150 Höhenmeter die wir gestern bergab liefen müssen wir jetzt wieder hoch. Kaum sind wir auf dem Kamm erscheint in der Ferne das nächste große Hindernis. Der Jarząbczy Wierch mit 2137m. Das Schlimme: Vor dem Aufstieg geht es erstmal wieder 100 Höhenmeter nach unten. Darauf folgt ein Weg, den "Stairway to Heaven" am Besten beschreibt. 
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Auf dem Weg zum Stairway to Heaven
Mit dem gleichnamigen Lied nehmen wir auch diesen Weg in Angriff. Konsi hat anscheinend das Eiweißpulver, welches uns seit Tagen begleitet mit Koks verwechselt, da er auf einmal den Berg hoch rennt. Mit Rucksack. Aber auch nicht lang, dann brauch er eine Pause. Genauso wie Simon und Ich. Wir freuen uns, dass uns eine Frau überholt, das einzige weibliche Wesen seit knapp 2 Tagen. 
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Halbzeit auf dem Stairway to Heaven
Wir erreichen den Gipfel und von da an geht es nur noch bergab. Unsere Motivation und Stimmung. Der Weg nicht. Der Weg ging bergab...und wieder bergauf, bergab und wieder bergauf! Der nächste Gipfel ist der Koncista mit 2002 Metern. Danach ein weiterer steiniger Anstieg auf den Klin mit 2176m. Damit der höchste Punkt der 3-Tages-Wanderung. Dementsprechend toll ist der Ausblick. Man kann bis in die Hohe Tatra im Osten schauen. Auch wenn wir auf dessen Aufstieg wegen dem serpentinenartigen, steilen Weg mehrere Pausen einlegen müssen, ist der Ausblick das Wert.
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Ausblick von 2176 Metern - fast der komplette linke Grat liegt noch vor uns


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Hochpunkt und Tiefpunkt zugleich
 Jetzt ging es wirklich fast nur noch bergab. Allerdings wurden auch leider unsere Vorräte knapp. Zum Kochen reicht das Wasser nicht mehr und trockene Sachen oder Snacks haben wir quasi gar keine mehr. Die nächste Hütte ist noch über 2 Stunden und 1000 Höhenmeter Abstieg entfernt. Immerhin trifft man mal wieder ein paar Menschen auf den Gipfeln. In Polen sind momentan Ferien! Fun Fact: In der Slowakei, auf deren Grenze wir uns noch befinden, grüßt man die Leute übrigens mit "Ahoi". Wer sich also wie ein Pirat fühlen will, sollte hier unbedingt mal hin. Unseren absoluten Tiefpunkt erreichen wir auf dem "Highway to hell". Große steinige Stufen ins Tal. Zwischen unseren Lieblingsbüschen aus Teil 1 der Reise.
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Der Beginn des Abstiegs ins Tal
  Wir setzen uns hin, weil nichts mehr geht und machen das, was kein guter Mann tun sollte. Asia-Nudeln. Trocken. Unsere letzte Nahrung war eine 18cent Asia-Nudeln Packung. Würzmischung drauf, klein brechen und essen wie Chips. Das ist vielleicht deprimierend.
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Verzweiflung

 Aber es hilft tatsächlich dabei, uns wieder ein bisschen mit Energie vollzupumpen. Bei dem steilen Abstieg können wir die Natur nicht mal richtig genießen, weil man konstant auf seine eigenen Füße schauen muss, um sich nicht hinzulegen. Wir malen uns schon die Dinge aus , die wir in der Hütte essen würden! Schnitzel, Steak, Kaviar?! Tja, letztendlich erreichen wir die Hütte und für jeden gab es Chicken Nuggets mit Pommes weil wir nichts anderes von der Karte entziffern können. Aber Hey, besser als Nichts.
Tatra Osteuropa Ostry Rohac Slowakei
Speisesaal in der Hala Orinakk
 Das Gefühl, als wir endlich die Schuhe ausziehen kann man nicht in Worte fassen ohne an einen Orgasmus zu denken. Genauso quälend ist widerum der Gedanke, dass wir morgen selbige Schuhe wieder anziehen mussten. Aber die wahre Herausforderung sind die Duschmünzen in der Hala Orinakk: Mit jeder Münze kann man nur 3 Minuten duschen. Und dabei läuft ein Timer, ähnlich wie bei einer Batterie runter. Und glaubt mir: die 3 Minuten vergehen viel zu schnell. Vor allem nach einer Nacht im Dachgeschoss! 
Tatra Osteuropa Ostry Rohac Slowakei Berghütte
Die Betten in der Hala Orinakk - Optimal für 3 Personen


Die Tour

Im Gegensatz zur vorigen Tour gibt es auf dem 2ten Teil der Strecke keine Klettersteig-Elemente oder sonstige Ketten. Die Aufstiege sind zwar teilweise recht steil, man kann sie aber über die Serpentinen problemlos erklimmen. Macht nur nicht den gleichen Fehler wie wir und nehmt zu wenig Proviant mit. Auch die vielen kleinen Gipfel, bei denen ihr immer wieder Höhenmeter hinter euch legen müsst fressen mehr Energie als man denkt. Wenn ihr zur Hala Orinakk wandert, kommt ihr bald wieder unter die Baumgrenze und habt sogar ein schönes kleines Waldstück vor euch. Von der Hütte aus ist es nicht weit bis nach Kiry. 2 Stunden seichtes bergab gehen. Von dort aus kommt ihr schnell nach Zakopane und könnt wieder die Zivilisation genießen. Fun Fact: Wir wussten nicht, dass gerade Ferien in Polen sind. Als wir in Zakopane ankamen erfuhren wir, dass es keine freien Hotels mehr gibt, weshalb wir die Nacht am Busbahnhof verbrachten. Also bucht rechtzeitig euer Hotel falls ihr im August unterwegs seid!

Die Zusatztour in der westlichen Tatra:
https://derwanderboy.blogspot.de/2017/09/slowakei-teil-4-tri-kopy-und-banikov.html


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